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Kaum vier Jahre alt, wurde ich von einem Lastwagen überfahren und Stunden später in der Uni-Klinik in Freiburg mehrfach operiert. Es ging zwar alles gut, aber vielleicht war es der Grund, dass ich jahrelang tagträumte. Manchmal verirrte ich mich auf dem Nachhauseweg von der Schule, und meine Eltern mussten mich suchen gehen. Nachdem sie mich Stunden später gefunden hatten, erzählte ich anscheinend aufregende Geschichten. Später, im Gymnasium, hat mich der Sport „gerettet“ (Geräteturnen, Leichtathletik, Tischtennis, Schwimmen). Erst als ich etwa 18 war, konnte ich den Entwicklungsrückstand ganz aufholen und mich endlich, vor lauter Begeisterung, in berufliche und geistige Abenteuer stürzen.
Wie in einem Marathonlauf, in dem man sich die ersten sechs Kilometer durchquält, aber unbedingt das Ziel erreichen will, trieben mich in den folgenden 20 Jahren ein paar gute Geister zu mehreren Berufs- und Studienabschlüssen (Elektromechaniker, Ing.grad. und Dr.phil), der Veröffentlichung von zahlreichen Fach- und Sachbüchern, hunderten Beiträgen in Fachzeitschriften während meiner Zeit als Software-Entwiickler, EDV-Dozent und Unternehmensberater.
Nach dieser „Aufholjagd“ beschlossen meine Frau und ich eine Art Sabbatical einzulegen. Als Globetrotter mit selbst ausgebautem VW-Bus fuhren wir
ostwärts durch ganz Asien bis nach Japan, lebten über ein Jahr lang in Srinagar (Kaschmir), Shiraz (Iran), Kathmandu (Nepal), Bombay, Sri Lanka, zum Schluss in Tokyo und Kyoto.
Flops
Wohl irregleitet durch mein Spätentwicklertempo, folgten Rückschläge. Gleich mehrere unternehmerische Initiativen floppten. Als meine Ersparnisse restlos aufgebraucht waren, fuhr ich deprimiert mit
einem geliehenen Campingbus an die französische Atlantikküste, las den ganzen Tag und joggte an der Küste entlang, um wieder Kraft zu schöpfen. Beim Lesen einer Biographie über Robert Maxwell, einem
Industrie-und Verlagstycoon, der täglich in sieben Sprachen mit Geschäftspartnern auf dem ganzen Globus telefonierte, begriff ich allmählich, dass im Scheitern Chancen liegen. „So wird man fit fürs
Leben“, sagte ich mir und wollte mir beweisen, dass es trotzdem geht. So einfach war es zwar nicht, aber Jahre später wurde wieder alles so gut, wie ich es nie hätte planen können.
Schreiben
Eine Hass-Liebe. Seit ich mit 16 Jahren einen 2. Preis in einem landesweiten Aufsatzwettbewerb gewonnen hatte, war ich gefesselt. Doch die fortgesetzten Entmutigungen meiner damaligen Deutsch-Lehrerin machten die Begeisterung wieder zunichte. Wie zum Trotz schrieb ich von jedem Thema, das mir einfiel, zehn Fassungen für den Papierkorb (statt Krimis zu lesen). So manche 20-seitige Geschichte konnte ich auswendig aufsagen. Das erwies sich als Therapie gegen den Hass und effektives Sprachtraining. Fortan versuchte ich mich an allen Textsorten, die man sich vorstellen kann: vom Redemanuskript übers Theaterstück bis zum Rap-Song und Psychothriller und fand die jugendliche Begeisterung wieder.